Reisebericht: Barista World in Costa Rica
„Wie kann man sich steigern, was kann ich Teilnehmern raten, die sich gerne noch tiefer mit Kaffee beschäftigen wollen, wieviel Wissen braucht ein Barista und warum, sowohl ein Röster, wie vielleicht auch ein FB Manager einmal in den Ursprung reisen sollte?“
Nach unzähligen Barista, Cupping und Latte Art Kursen, vielen Messeeinsätzen als Barista, Beraterin Forschung und Entwicklung der Kaffeeindustrie und verschiedenen Reisen in die Kaffeeanbauregionen, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es nichts gibt, was das Thema Kaffee, Genuss, Leidenschaft und Umwelt schneller und intensiver den Menschen näher bringt als ein Besuch bei den Menschen, ohne die wir hier unseren geliebten Lifestyle Kaffee im täglichen Leben nicht genießen könnten.
Ich liebe und lebe – so gut es eben geht – das Thema Respekt, ich glaube, es ist genau das Thema, wo Kaffeegeschmack, Kaffee-„Kultur“, und das soziale Miteinander beginnen. Daher ist es mein Ziel, jeden Menschen, der sich für Kaffee, Kakao, Genuss, Umwelt und Kultur interessiert auf eine unvergessliche Reise mitzunehmen. Denn nur wer Kaffee richtig versteht wird ihn auch dauerhaft gut zubereiten, anderen eine Freude bereiten und ist Teil davon etwas Großes zu verändern.
Es ist oft schwierig ohne Anlaufstellen oder Beziehungen und ein gutes Netzwerk in Kaffeeländer zu reisen und kleinste Kaffee- oder Kakaofarmen zu besuchen. Oft ist es nur in klassisch- , touristischen Touren möglich, oder wenn ich die dementsprechenden Kontakte suche. Das braucht Zeit und Organisationswillen. Dann weiß ich immer noch nicht, wie gut die Farmen sind, die ich besuchen möchte und ob die Region sicher genug ist, sie alleine zu bereisen.
Ich traf vor ca. einem Jahr meine heutige Partnerin, Hortensia Solis Sie berichtete von „Spezialitäten- Kaffee- Tourismus“, den sie in Ihrem Land Costa Rice stärken möchte.
Sehr individuell, sehr speziell, anspruchsvoll und sehr familiär!
Wir trafen uns, telefonierten sehr oft und ein Plan entstand. Nachdem jedoch auch in Costa Rica noch die Auswirkungen, des Hurrikans „Maria“ zu spüren waren, musste die Tour noch einmal geändert werden, da viele Straßen in den folgenden Wochen und Monaten nicht passierbar waren.
Costa Rica gilt als Vorzeigeland oder die Schweiz Lateinamerikas. Als friedliches und sicheres Reiseziel kam mir Costa Rica als hervorragendes und geeignetes Ursprungsland vor, um Kaffeefarmen zu besuchen. Costa Rica liegt auf der zentralamerikanischen Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika. Das Land grenzt im Norden an Nicaragua, im Süden an Panama, der Osten ist von karibisch-lockerem Lebensgefühl geprägt, im Westen wird die Halbinsel Nicoya mit ihren wundervollen Stränden gern besucht und liegt am Pazifischen Ozean. Neben dem Tourismus und der Landwirtschaft – hier vor allem Bananen- und Kaffeeanbau – ist auch die Hightech-Industrie ein wichtiger Wirtschaftszweig Costa Ricas. Mehr als ein Viertel des Staatsgebiets steht unter Schutz, entweder als Nationalpark, Biosphärenreservat, Unesco-Welterbestätte oder Indianerreservat.
Das tropische Paradies verfügt über Regen- und Nebelwälder, wundervolle Strände an der karibischen und pazifischen Küste, sowie über aktive Vulkane in den Kordilleren. Es ist also naheliegend, dass die meisten Reisenden kommen, um ökologischen Aktiv- und Naturerlebnisurlaub zu machen. Kein Wunder also, dass Trekking in den Regenwaldregionen, Kajak- und Raftingtouren sowie Tierbeobachtungen besonders beliebt sind.
Für meinen Plan ein optimaler Ort, um Bildung, Erlebnis und Urlaub und Entspannung zu verbinden. Neben Kaffeefarmen sind auch der Vulkan Poás sowie der Nationalpark und Vulkan Irazú, die Kanäle von Tortuguero im Feuchtgebiet im Nordosten des Landes, das Reservat Monteverde bei Santa Elena und der Nationalpark Manuel Antonio an der Pazifikküste bei Quepos faszinierende Attraktionen, die auch längere Aufenthalte lohnenswert machen .
Costa Rica ist so abwechslungsreich, wie spannend und genau dort wollte ich Menschen aus Europa für Kaffee und Umwelt begeistern.
Im Februar war es dann soweit. Eine Gruppe aus 2 Belgierinnen, die sich für die Eröffnung eines Popup Café begeisterten, einem jungen holländischen Pärchen, das als Kaffeebegeisterte die Reise gewonnen hatte, einer jungen englischen Rösterin, drei deutschen Kaffeeliebhaberinnen, Hortensia und mir traf sich unkompliziert im Hotel in San Jose zum ersten Kennenlernen.
San José, die Hauptstadt Costa Ricas, ist wirtschaftliches und politisches Zentrum des Landes. Die Universitätsstadt mit rund 340.000 Einwohnern ist eine quirlige Metropole mit allem, was eine junge Stadt mit Kultur- und der Musikszene heute zu bieten hat. Die Stadt mit ganzjährig angenehmem Klima und einigen architektonischen Juwelen – wie dem Teatro Nacional oder der Correo Central (Hauptpost) – ist Ausgangspunkt für viele Reisen, so auch der unseren.
Unser Coffee History Walk begann durch die Altstadt zu diversen Coffeeshops, quer durch San Jose. Mal wurde uns die traditionelle Methode Kaffee (Café Torial) in einem Baumwollsieb zubereitet serviert, dann wurde uns Spezialitätenkaffee in Costa Ricas Tonkrügen (Vendolita ähnlich der Chemex Zubereitungsmethode) verschiedener Farmen oder Anbauhöhen der acht Anbaugebiete Costa Ricas angeboten oder mal im stylischen Shop Coldbrew oder Latte Art der hauseigenen Röstung zubereitet. Und das alles, während wir eine interessante Führung mit viel historischem- und Insiderwissen bekamen.
Der erste Tag war eine gelungene Einführung in das Endprodukt, zu dessen Ursprung wir in den nächsten Tagen reisen würden, die Spannung stieg, die Laune war, trotz des noch zu spürenden Jetlags, hervorragend.
Am darauf folgenden Tag fuhren wir in die Region Tarrazu nach Santa Maria de Dota, um in den kommenden drei Tagen verschiedene Kaffeefarmen mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung z.B. in der Aufbereitung von Kaffee zu besuchen.
Auf der Farm „La Pira“, lernten wir die Aufbereitungsarten und den geschmacklichen Unterschied von Spezialitätenkaffee kennen, der schon mit der Aufzucht der Pflanzen und der sehr gewissenhaften Ernte beginnt. „Naturals“ und „Honey´s“, wird die Weiterverarbeitung der geernteten Kaffeekirschen bezeichnet. Auch den Unterschied zu einem Massenmarktpodukt durften wir später geschmacklich herausfinden. Die Familie der Farm wurde mit ihrem außergewöhnlichem Kaffee schon des Öfteren bei der „Cup of Exellence“ (der weltweit angesehenste und anerkannteste Wettbewerb für Specialty Coffeeausgezeichnet, was bei der Leidenschaft, mit der hier Kaffee produziert wird, für uns kein Wunder mehr war.
In der Genossenschaft Coopedota wurde nach Besichtigung kleinerer Bereiche der Anbaufläche und dem modernen Kompostieren und Düngeverhalten ein ausführliches Cupping (eine ausführliche und standarisierte sensorische Verkostung zur Bewertung von Kaffee)unterschiedlichster Farmen (Micro Lots)vorbereitet. Wir lernten: Der erste Eindruck im Cupping Protokoll sind Duft und Aroma, das Riechen an trockenem und anschließend an nassem Kaffeemehl. Darauf folgte die gesamte professionelle Prozedur, bis alle Kaffeesorten von uns unter Anleitung bewertet waren und ein persönlicher Sieger fest stand. Hier in der Genossenschaft wird unter strenger Kontrolle ständig geforscht, welche Pestizide überhaupt und in welcher Menge erforderlich sind, wieviel Dünger unterschiedliche Farmer maximal einsetzen müssen, um ausreichend und geschmacklich hervorragenden Ertrag zu erwirtschaften, Qualität beizubehalten oder noch zu verbessern und so wirtschaftlich ertragreicher zu agieren. Die Coop sammelt Wissen und schult dahingehend die Farmer, versucht so der jungen Generation eine zukunftsweisende Perspektive zu geben, damit der Kaffeeanbau auch für die nächsten Generationen mit all seinen klimatischen Herausforderungen attraktiv bleibt.
In der M&M Micro Mill , dem ehemaligen Vorsitzenden der Coopedote, der sich heute im Ruhestand befindet und eine kleine Micro Mill betreibt, durften wir verschiedene Fehler im Kaffee, deren Ursprung uns zuvor gezeigt und erklärt wurde, wie z.B. der Kaffeebohrer, unreife Kirschen oder Überfermentation, cuppen (verkosten) und herausfinden. Damit jedoch auch der Spaß nicht zur kurz kam, nahmen wir noch am selben Abend auf der Farm an einem Tortilla Workshop teil, um das traditionelle Essen Costa Ricas ( Tortillas mit Reis und schwarzen Bohnen) noch besser würdigen zu können.
Wir lernten, dass die Tarrazu Region zwar sehr hoch gelegen ist, aber beispielsweise keine vulkanischen Böden hat, was sich natürlich auch wieder auf den Kaffeegeschmack auswirkt. Insgesamt konzentriert sich der Kaffeeanbau in Costa Rica auf die Zentralregion in der Landesmitte. Im dortigen Hochland sind die klimatischen Bedingungen perfekt: Es ist immer feucht-mild und die Temperaturen bewegen sich durchschnittlich um die 17 bis 22°C. Obwohl es eine Regen- und Trockensaison gibt, schwanken die Niederschlagsmengen im Bergland nicht so sehr wie im Rest des Landes. Das kühle Klima und speziell die kühlen Nächte tragen zu einem langsameren Wachstum der Kaffeebäume bei. Die Kaffeekirschen haben so mehr Zeit zum Reifen und können einen intensiveren Geschmack bekommen. Das wiederum führt zu einer besseren Ausbildung der vielen Aromen in der Kaffeebohne. Nicht umsonst gehört Costa Ricas Kaffee zu dem Besten weltweit.
Seit Mitte des 20. Jhd. hat sich die Costa Rica Kaffeeindustrie dramatisch verändert. Über 300 sog. „Micro Mills“ sind in den letzten 15 Jahren entstanden. Das macht es heute so spannend, unterschiedliche Kaffeegeschmacksprofile zu entdecken, trotz der gleichen Anbauregion. Schon bei der Wanderung zu den jeweiligen Farmen entdeckt man ganz nebenbei auch so viel für uns Neues und Interessantes, wie ausgefallene bunte Vögel, exotische Früchte, und dieses unfassbare satte Grün im Kontrast zu strahlend blauem Himmel.
Die ersten Nächte in der Tarrazu Region verbrachten wir in der Eco Lodge, einem kleinen Boutique Hotel, welches von jungen Männern ganz im Sinne der Nachhaltigkeit und im natürlichen Berg Style eingerichtet und ausgestattet wurde. Unwissend, dass es in den Bergen Costa Ricas auch mal kalt werden kann, froren wir in den ersten Nächten etwas, denn das Thermometer fiel nachts bis auf 6 °C, aber wir waren immerhin auf fast 2000m üNN. Von einem angenehmen, fast romantischen Kaminfeuer wurden wir jedoch abends, nach dem Besuch der Farmen, warm empfangen.
Das frühe Aufstehen gehört für Farmer und Pflücker zum täglichen Leben dazu, also haben wir versucht, uns in den zehn Tagen an den Rhythmus der Kaffeefarmer anzupassen und standen fast täglich bereits um 5:00 Uhr auf, um uns gleich nach Tagesanbruch auf den Weg zu den Farmen in die Felder aufzumachen.
Und am vierten Tage wurde uns leibhaftig bewusst, wie hart die Arbeit auf dem „Feld“ sein kann. Heute stand für uns die Kaffeeernte auf der Finca Don Antonio auf dem Plan.
Wir wurden auf abenteuerliche Weise in Jeeps, zum Teil auf den Ladeflächen über Stock und Stein, durch Flussläufe, die Berge hinauf zu dem Teil der Kaffeefarm gefahren, der mit der Ernte an der Reihe war.
Jeder bekam einen Korb und wurde in die handwerkliche Kunst des „Picking“ – Pflücken von einzelnen reifen Kaffeekirschen – eingewiesen. Wir sollten darauf achten wirklich nur die besten und optimal reifen Kirschen zu pflücken, auch die nicht, die zwar schon rot wirkten, jedoch nah am Stiel noch grün waren. Auch die kleinen Stiele durften nicht mit abgepflückt werden, denn aus diesen würde im Anschluss bereits wieder eine neue Blüte entstehen. Soweit so gut…., aber es hört sich einfacher als es ist. ……Der Farm Herr …. überließ uns seine hochgeschätzten Geisha Kaffeepflanzen mit dem Hinweis, NUR die besten Kirschen zu ernten, denn dieser Kaffee sollte in den nächsten Wochen der Cup of Exellence vorgestellt werden und sein Kaffee aus dem letzten Jahr würde zu einem der Gewinner Kaffees gehören.
Da standen wir nun, mit einer von leichtem Druck geprägten Verantwortung und der Herausforderung, wer von uns denn nun die „besten“ und die meisten Kirschen ernten würde. Immer zu zweit wurden uns eine Reihe von Pflanzen zugeteilt, die systematisch abgeerntet werden sollten.
Wir begannen bei mittlerweile ca. 10 °C, mit Sonnen- und Moskitocreme eingecremt, mit Hut, langen Ärmeln und langen Hosen. In drei Stunden würden die Aufseher kommen und messen, wie wir gearbeitet haben…..
Bereits nach 1 Stunde wollte unsere junge Britin schon das Handtuch werfen, die Temperaturen stiegen schnell auf 22°C, doch die junge Rösterin empfand die Arbeit als hart, langweilig und nicht sehr motivierend. Wir machten dennoch weiter, wenn auch die Qualität unserer Kirschen dramatisch abnahm und der Korb sich kaum füllte.
Die drei Stunden überstanden wir mit mehreren kleinen Pausen, der Farmbesitzer erschien zum Glück auch schon etwas früher, unterhielt uns mit der ein oder anderen Geschichte zu seinen langjährigen Pflückern aus Panama, der Entstehung seiner Farm vor Generationen und der Vision sich der weltbesten Qualität in Punkto Spezialitätenkaffee zu verschreiben.
Nun war es an der Zeit zu messen was wir erreicht hatten. Ich muss sagen, es war ein Desaster, nicht dass wir uns nicht angestrengt hätten, nicht, dass wir nicht motiviert gewesen wären,…..Wir erreichten im Schnitt ein Viertel der Lata. (viereckiger Metallbehälter, deren Norm vom Staat festgelegt wird) Hier wird knallhart nach Leistung und Qualität bezahlt. Ein guter Pflücker erreicht allerdings in der gleichen Zeit 1 ¼ bis 1 ½ dieses Maßes UND bessere Qualität!
Die sogenannten „Picker“ sind Billiglöhner und kommen meistens aus Nicaragua oder Panama. Bezahlt werden die Picker pro Lata . In eine Lata passen ca. 30 Pfund Kaffeekirschen. Pro Tag schaffen die Picker für einen durchschnittlichen Qualitätskaffee ungefähr fünf bis acht Latas. Pro Lata erhält ein Arbeiter zwischen 2 und 3 US-Dollar, manchmal auch € 3,50. Je höher die Qualität, desto höher der Preis. Ein hervorragender Pflücker kann, wenn er sehr gut arbeitet, langjährige Verbindungen und Vertrauen bestehen und er Qualität erntet, in seltenen Fällen auch bis zu 30 US-Dollar am Tag verdienen.
Da gingen wir doch lieber wieder zum Cupping über, um zu lernen, wie gut oder soll ich sagen, wie ungewöhnlich Kaffee schmecken kann. Je nach Lage, Anbauhöhe, Pflanzengattung, Aufbereitung, Ernte, Klima usw. Auf jeder Farm folgte der Höhepunkt, das Cuppen, aber erst nach Besichtigung der Pflanzen, der Aufbereitungs- oder Trocknungsanlagen. Jeder Farmer erklärte uns bereitwillig sein Konzept mit einer mitreißenden Leidenschaft. Es ist eine Faszination zu erleben, wieviel Wissenschaft und Hingabe in einer Farm steckt, um einen Kaffee zu produzieren, der später in dem Cup of Exellence über 90 Punkte erreicht.
In Dota haben wir uns dann aber dennoch entspannt auch anderen kulturellen Themen gewidmet. Wir haben auf 2000 m ein Yoga Dinner im Vollmond abgehalten, kleinere Wanderungen auf den kleinen Trails rund um das Hotel die Berge erkundet und ein sehr reichhaltigen Lunch genossen, aus allem was auf der Finca Integral San Francisco nachhaltig angebaut wurde, mit anschließendem Besuch des BIO Früchte- und Avocadoanbaus.
Auf dem Weg zur karibischen Küste besuchten wir für einen Tag das Research Center Catie, eines der 3 führenden Research Center der Welt für Kaffee und Kakao. Hier wurden wir von Wissenschaftlern zum Thema Pflanzenzucht, Kaffeehybride, Klimawandel, Resistenzen in Kaffee und auch Kakao direkt im Feld unterrichtet. Wir erfuhren hier Wissen zum Anfassen. So kann Wissenschaft Spaß machen, vor allem als zwei Arbeiter mit einer im nahegelegenen Feld entdeckten Python vorbei kamen und wir diese anfassen durften, mit dem Hinweis, dass diese Schlangen nicht ungewöhnlich seien, nicht giftig, sondern ihre Beute erwürgen.
Wir lernten, dass es sich in Costa Rica in erster Linie um Arabica-Bohnen handelt. Über 300 unterschiedliche Arabica-Sorten stammen von hier und wir besichtigten einen Teil des Research Centers, in dem sich die größte Vielfalt aller Arabica Pflanzen befand. Manche Bäume stehen dort bereits seit 1940.
Wir wussten bereits, dass costaricanischer Kaffee fein-würzig schmeckt, mit einer natürlichen Säure und einem angenehm süßen Nachklang aber noch nicht, dass man automatisch Arabica in Costa Rica bekommt! Denn der Anbau von Robusta, der zweiten weltweit wirtschaftlich bedeutenden Kaffeesorte, ist in Costa Rica hochoffiziell verboten.
Es ist vieles nicht ungewöhnlich in Costa Rica, was für uns Europäer sehr exotisch wirkt. Auf jeden Fall war es jedoch zu jederzeit und an jedem Ort spürbar, wie sehr sich die Bevölkerung für ihre Umwelt interessiert und einsetzt. Viele Wissenschaftler beschäftigen sich hier mit dem Thema, wieviel Dünger in welcher Form notwendig ist, um ausreichend gesunde Pflanzen zu erhalten, wieviel Pestizide maximal eingesetzt werden müssen um einen ausreichenden Schutz für Pflanze, Kirsche und Umwelt zu gewährleisten, wie Pflanzen für die Zukunft gekreuzt werden müssen um dem Klimawandel stand zuhalten und die Wirtschaftlichkeit der Farmen zu verbessern, wozu auch die Analyse von Bodenproben gehört .
Costa Rica wirkt im gesamten Land sehr sauber, Raucher sieht man so gut wie nie, jedes Kind geht zur Schule und medizinische Versorgung ist flächendeckend vorhanden, was für unsere kleineren Bedürfnisse, wie Stiche oder Sonnenbrand doch auch sehr hilfreich war.
Wir empfanden auf der gesamten Tour niemals Hunger, wir wurden auf allen Farmen hervorragend und mit heimischer Küche versorgt, abends gingen wir gemeinsam in ausgewählte Restaurants, welche meist nur unter den Einheimischen bekannt waren. Damit endete jeder Abend mit einem genüsslichen Highlight.
Puerto Viejo
In der Karibik Region angekommen richtete sich unser Focus nun eher auf das Thema Kakao, eine ebenso wunderbare wie interessante Frucht. Natürlich war das Wetter nun feuchter, wärmer und gegen mittags oder abends konnte endlich im 25-30°C warmen Karibischen Meer gebadet werden.
Die Kakao Framen, die wir besuchten wurden mit ebenso viel Leidenschaft, wie Enthusiasmus geführt, so wie wir es in den Kaffeeplantagen erlebt hatten. Wir lernten, den perfekten Reifegrad der Kakaofrüchte zu erkennen und zu ernten, dass das Fruchtfleisch, welches die Kakao Bohnen umgibt, nach Limonade schmeckt, mal mit mehr Säure, mal mit mehr Süße. Kakao hat unglaublich viele Nuancen, die vom Standort, der Pflanzengattung und dem Klima beeinflusst werden.
Auf der „Gaitan Cacao Farm“ liefen wir auf einem kleinen Pfad durch den Dschungel, betrachteten viele exotische Tiere und Pflanzen, bekamen mitten im Dschungel ein köstliches Mittagessen aus allem, was die Farm selber produzierte und durften anschließend in Hängematten den wilden Faultieren beim Mittagsschlaf zusehen und dösen.
Die „Meyis Cacao Farm“, geleitet von einem Mann der jungen Generation war wiederum ein Highlight. Dieser junge Mann produziert Kakao für die Weltspitze und entwickelt neuartige Produkte, die der Weltmarkt noch nicht gesehen hat, wie Limonade aus dem Fruchtfleisch der Kakaofrucht, serviert in der Schale.
Wir durften erfahren, wie viele andere exotischen Früchte außer Kakaopflanzen wachsen, wie Bio Bananen angebaut werden und wie unglaublich all diese exotischen Früchte frisch vom Baum schmecken.
Eine junge Generation Farmer beginnt, das Land ertragreicher, professioneller und umweltfreundlicher zu gestalten. Sie geben all Ihr Wissen in kleinen Genossenschaften weiter, um mehr Farmer für Qualität und Umweltschutz bei guter wirtschaftlicher Perspektive zu motivieren.
Jeden Tag sahen wir Neues, trafen faszinierende Menschen. Wir waren eine Gruppe von Personen, die sich zuvor nie gesehen hatte, nach kurzer Zeit waren wir eine Gruppe Gleichgesinnter und erlebten und lernten gemeinsames- das verbindet.
Am vorletzten Tag der Reise stand noch der Cahuita National Park auf dem Programm mit Relaxing am karibischen Strand. Der Tourguide erklärte und zeigte uns interessante Tiere, die wir ohne seine Erfahrung nicht gesehen hätten, Schlangen, unglaublich süße Faultiere, Affen, Schmetterlinge, Papageien und, und, und…. Wer schnorcheln gehen wollte, konnte auch noch die Unterwasserwelt erkunden. Nicht ein Tag, an dem es nichts zu lernen gab.
Unser letzter Besuch galt der Farm „Burmas del Zurqui“ auf 1200m hoch gelegen mit Blick auf San Jose. Juan Ramon Alvarado Rodriguez, der Farmer, hatte als erster Kaffeefarmer überhaupt einen Cup of Exellence Gewinner Kaffee aus einer „honey“ Aufbereitung hervorgebracht.
Hier blickten wir wir ein letztes Mal auf die atemberaubende Hochebene und den gesamten Wertschöpfungsprozess des Kaffees, vom Anbau, über das Rösten bis in die Tasse.
In der Getränkeentscheidung haben wir diesmal sogar die Wahl zwischen leichten Röstungen und mittleren Röstungen.
Hier verabschiedeten sich nun unser holländisches Pärchen von uns, nach einem kleinen Vortrag, ausgezeichneten Cappuccinos mit Latte Art, bestem Filterkaffee der Varietät Bourbon, Villa Sarchi und Geisha, einem sagenhaften Blick aus seinem kleinen gläsernen Schulungs- und Verkostungsraum, in mitten der Kaffeeplantage, seichtem Wind und den langsam aufleuchtenden Straßenlaternen weit unten in San Jose.
Mit ein bisschen Wehmut fahren wir ein letztes Mal ins Hotel. Die Tour ist zu Ende.
Ein paar Tage standen für uns privat noch an der Pazifikküste an, aber in drei Tagen würden wir wieder im Flieger sitzen, mit den Erinnerungen, die wir nie vergessen werden:
Was wird hängen bleiben: wie spannend ist der Einstieg ins Kaffeewissen, wo beginnt unsere Kaffeegeschichte, wie lustig, spannend und abwechslungsreich die Tage waren, NIE langweilig- manchmal schon ein bisschen anstrengend, aber auch das gehört zum Respekt dazu. Nicht zu vergessen, wie sicher wir uns immer fühlten durch die zuverlässig und sichere Fahrt unseres Fahrers Raphael, und dass Lernen sich wie Urlaub anfühlt, wenn alles so reibungslos abläuft. Für uns alle ergab sich das Fazit:
Dies war einer meiner schönsten Urlaubsreisen überhaupt.
Kaffee Magazin