Hallo liebe Kaffeefans, Blogger und Latte-Art Künstler,

Ich bin sehr viel in Deutschland für oder zu meinen Kunden unterwegs. Schulungen, Trainings, Beratungen, whatever. …….dabei bin ich immer wieder darauf angewiesen irgendwo in Flughäfen und Bahnhöfen, in Fußgängerzonen und Hotels meinen Kaffee zu trinken. Häufig hat man nicht wirklich die große Wahl. Manchmal muss man einfach nehmen was man kriegt. Ist leider so. Ich habe mich damit abgefunden.

Blicke ich zurück an meine Kaffeeanfänge – als noch „normale Kaffeetrinkerin“ war ja jeder Kaffee für mich annähernd gleich, obwohl ich schon zu meiner Studentenzeit unbewusst immer dort zum Kaffeetrinken hingegangen bin, wo der Kaffee am besten geschmeckt hat. Ohne Sensibilisierung meiner Sinne, ohne Wissen oder Erfahrung…… Nun sind ja ein paar Jährchen vergangen, in denen ich mit Kaffee intensiv zu tun habe und dabei ist mir aufgefallen, dass nicht zwangsläufig die Qualität des Kaffees in Deutschland ins Bodenlose abfällt, aber mein Anspruch an guten Kaffee in jeder Form dafür immer mehr ansteigt.

Ich bin mir sicher, dass ich hier

nicht die Einzige bin, der es so geht. Der Markt wächst, das Kaffeethema boomt nahezu in jeder Form und allerorts sieht man und hört man die Ansprüche an Geschmack und Qualität steigen. Und seitdem ich meine Passion für Kaffee entdeckt habe ist die Frage für mich, was kann ich einzelne Person dazu beitragen, dass mehr und mehr Menschen wirklichen Kaffeegenuss erleben können?

Ich versuche einfach den Menschen, der in den Kaffeebars, Restaurants, Hotels etc. für den Kaffee verantwortlich sind, und denkt „naja ist ja nur Kaffee – ich drück auf den Knopf und fertig, für den Kunden ist das schon ok…“ im Thema Kaffee schlichtweg eine neue Welt für sich zu entdecken……denn es gibt ja Einiges zu wissen über dieses Produkt.

Auf meiner website liest man über ein „allzu oft als homogenes Produkt Kaffee – dem viel zu wenig Beachtung geschenkt wird“. In den Trainings versuche ich nicht nur Wissen über das Produkt Kaffee zu vermitteln, sondern spanne gerne den Bogen weiter über geschichtliche Hintergründe, soziale Hintergründe und politische Einflüsse. Die Sichtweise bei Kaffeeliebhabern ebenso wie Barista ändert sich dann schlagartig. In den Gesichtern zeichnet sich Staunen, Freude und Stolz ab, mit so einem interessanten Produkt wie Kaffee überhaupt arbeiten zu können. Mir wurde oft bestätigt, dass nur der, der auch die Emotionen für Kaffee in anderen wecken kann und im Stande ist Kaffee zu verstehen, das Beste aus der kleinen Bohne, die durch so viele Produktionsschritte veredelt wird, für sich und andere herauszuholen. Und das erlebe ich oft auch bei meinen Teilnehmern. J

Ich habe zudem festgestellt, dass es nicht immer der Kaffee ist, der im allgemeinen als schlecht oder gar ungenießbar ist. Vielmehr sind es oft die Menschen, denen das nötige Wissen fehlt, diesen vernünftig zuzubereiten. Wissen und dazu das handwerkliche Geschick sowie die sensorischen Fähigkeiten, die fehlen, die aber ebenso so sehr wichtig sind, das Produkt Kaffee zur Vollendung zu bringen.

Jeder einzelne der Produktionskette gibt sich Mühe sein Bestes zu geben, am Ende steht der Barista, der Hobby-Barista, der Servicemitarbeiter oder der Gastronom. Und so sollte auch sie/er alles geben um das Beste aus der kleinen Bohne herauszuholen. Über die vergangenen Jahre habe ich meine eigene Systematik entwickelt, wie man viele Kaffees, mit Mühle und Maschine ideal aufeinander abstimmt und zu ordentlichen bis sensationellen Kaffeegenüssen kommt. Diese Erfahrung möchte ich aber nicht glorifizieren. Die Systematik ist einfach und relativ schnell erlernbar – also keine Hexerei.

Ich erlebe auch oft, dass Menschen in den Schulungen begeistert sind wie relativ einfach es doch ist, mit ein bisschen Wissen einen guten Espresso zu produzieren, und wie anspruchsvoll sie werden, wenn sie abends nach dem Essen noch einen Espresso bestellen. Nachdem sie vorher immer nur den Kaffee irgendwie zubereitet hatten, in der Hoffnung, dass er dem Gast schmeckt, ohne wirklich zu wissen was sie tun. Oder wie glücklich diese Menschen sind, wenn sie nach jahrelangem Versuch Milch zu schäumen, ihren ersten Cappuccino mit einem Herz gießen. Und das nur nach ein bis zwei Stunden üben. Das Erkennen und Verstehen der Zusammenhänge hilft ungemein bessere Espressi, Lattes oder Cappuccini zu entwicklen und hilft vielleicht auch noch über den höheren Qualitätsanspruch, die Lebensbedingungen in einigen Produktionsländern zu steigern. Es ist also keine Kunst, die nur einigen wenigen vorenthalten ist, sie zu beherrschen. Es sind die Parameter: Kaffee, Mühle, Menge, Wasser, Druck und Temperatur + dem Menschen, die es mit ein wenig Geduld und Sensorik gilt zusammen zu bringen. Also –keine Hexerei. Das wirkliche Wollen und das Tun dann dafür umso mehr.

Das ist meine kleine Mission für Kaffee. Ich hoffe, dass wir bald noch viel, viel mehr gut ausgebildete Barista (wirkliche Barista ;-)) , Trainer und Kaffeeexperten bekommen, die zusammen an einem Strang ziehen, die Mission Kaffee zu verwirklichen, möglichst vielen Menschen das Wissen über Kaffee spannend und interessant zu vermitteln. ….Und irgendwann klappt es auch mit dem guten Kaffee an der nächsten Straßenecke, wenn ich durch Deutschland reise. Da bin ich nach wie vor voller Hoffnung. „Oder ist doch ein bisschen Hexerei im Spiel…..“

Eure Nana